Kiten in El Gouna, Ägypten 2006

Tanja und ich wollten dieses Jahr ein Haus bauen, deshalb war kein großen Urlaub geplant. Nachdem aber der kleine Urlaub in Köln vor der WM total ins Wasser gefallen war und es auch kein bezahlbares Grundstück für uns in Köln und Umgebung gab, haben wir aus lauter Frust einen Urlaub in Ägypten gebucht. Das Ziel war wieder El Gouna wo uns schon unsere Hochzeitsreise und ein Urlaub vor ein paar Jahren hingeführt hatte.

Strandliegen am Abend, Gäste sind schon weg

unsere Suite … ne nur Spass

Einige ganz gute Flüge hatte ich ja im Juni, der Juli war ja sehr heiß und stabil, da ging eigentlich in unserer Region gar nichts, jedenfalls Nichts am Wochenende. Aber als Fußball-Fan hat man ja mit der WM gut zu tun gehabt und ganz auf den August gesetzt. Naja, gab es im August einen Tag ohne Regen? Also wieder Frust. Ein netter Kollege machte mich schon vor längerer Zeit drauf aufmerksam, dass El Gouna doch das Mekka des Kite-Sports für die Deutschen sei. Also habe ich mich im Netz schlau gemacht, und mal die Kite-Schule „Kitepower“ angeschrieben. Der Kontakt war ganz nett, aber ich wollte mir die Leute erst mal vor Ort anschauen, bevor ich Kohle überweise.

Aufpumpen des Kites (natürlich hilft mir das einzige Mädel)

Der Flug ging um 2:55 Uhr !!! ab Köln los, also die ganze Nacht durchmachen, und früh dort sein. Am ersten Tag hing man in natürlich in den Seilen, am zweiten Tag dann erst mal an die Hitze gewöhnen: 38 Grad am Tag, 30 in der Nacht. In allen wichtigen Räumen gibt es aber Klimaanlage und es weht die ganze Zeit ein doch frischer Wind, ich würde sagen zwischen 5-7 Bf. aus Nord., der alles erträglich macht. Am dritten Tag bin ich zur Kite-Schule und habe mich mit Roland, einem Lehrer, der gerade im Büro war, getroffen. Er machte einen netten Eindruck, drahtiger Mitt-Vierziger, braun gegerbt und natürlich blonden Surfer-Haaren. Ich hatte mir vorgenommen zwei der drei Schulen vor Ort abzuchecken (die dritte kam eh nicht in Frage, da dort fast nur Ost-Europäer hingehen und kaum Englisch gesprochen wird). Der Shuttlebusfahrer schmiss mich aber am Anfang der Mangroovy Beach raus, und ich durfte über unbefestigte Wege einer Baustelle zu den Schulen latschen. Da Kitepower die erste Schule war die kam, hatte ich auch keinen Bock mehr die andere abzuchecken. Außerdem machte das ganze Gelände auch einen sauberen und professionellen Eindruck. Freitag den 1.9. durfte ab 10:00 Uhr an dem „Basic“-Kurs teilnehmen. Dieser Kurs beinhaltet Folgendes (Werbeheftchen): Theorie, Kiteflying, Relaunch, Bodydrag und Wasserstart. (Nach diesen 8 Stunden sind die Schüler in der Lage mit geeigneter Ausrüstung selbst gefahrlos zu üben)“ Dieser Mix aus Englisch und Deutsch ist echt albern, ich war gespannt ob die den ganzen Tag so reden.

Kurz vor dem „Start“ – Starthelfer hält das Kite in den Wind

Am Freitag war es dann soweit, vier Teilnehmer – ein Mädel dabei – keiner hatte Kite-Erfahrung nur ich glaubte mit meinen Gleitschirmkenntnissen weiter zu kommen. Der Lehrer Reini war ein netter Typ aus Ösi Land -nebenbei auch GS-Flieger- der kurz die Theorie des Windfensters erläuterte. Direkt über dir und links und rechts von dir ist Schirm fast ohne Druck, je weiter du ihn nach hinten ins Lee fliegen läßt, desto mehr Druck hast du. Schon klar. Dann wurde der Kite aufgebaut – wir hatten 6-7 Bf und sind dann mit einem 4qm Lehrschirm anfangen. Aufpumpen muss man das Teil damit es seine Form bekommt und die „Tubes“ sind natürlich auch nicht schlecht, wenn der Kite auf Wasser fällt. Dann schwimmt er nämlich. An der Steuerstange, der „Bar“, sind an beiden Seiten jeweils eine Steuerleine angebracht. In der Mitte der Bar ist ein Loch durch das ein Seil geführt ist. Zum Körper hin hängt noch ein Notauslöser dran und hinter dem Notauslöser wird das Seil mit dem „Chickenloop“ (einfach eine mit einem Schlauch geschützte Schlaufe) in den Hacken am Gurtzeug geführt und gesichert. Auf der anderen Seite der Bar, zum Schirm hin, gibt es noch einen Trimmer und dann gabelt sich das Seil in die beiden Hauptleinen am Schirm. Also gibt es nur zwei A-Leinen in der Mitte der Bar mit Trimmer und zwei Bremsleinen am Ende. Mit dem Trimmer kann man den Anstellwinkel des Schirms einstellen.Die vier Leinen müssen noch sortiert werden (lächerlich!) und dann vor jedem Start mit dem Kite verknüpft werden.

Start geglückt, jetzt Kite am Windfester halten

Dann kann es endlich los gehen. Der Wind kommt parallel zum Strand, d.h. der Pilot ….äh Kiter… steht im Wasser und schaut auf den Strand, Starthelfer am Strand hält das Kite in den Wind und lässt es auf Kommando los. Dann kann man am Rand des Windfensters (wenig Druck) den Schirm über sich ziehen und die Steuerung üben. Der kleine Kite reagierte bei dem starken Wind doch sehr spontan auf Steuerbefehle. Man lernt dann in der ersten Stunde den Schirm schön zu kontrollieren und immer wieder am Rand des Windfensters langsam laufen zu lassen. Okay haben wir doch sehr schnell hinbekommen. Dann ging der Spass los: „Bodydrag“ – also „Astralkörper durchs Wasser schleifen“ lassen. Auf die Knie und dann den Schirm langsam in S-Schleifen immer schneller werdend über den Himmel ziehen, der Zug wird extrem groß und schon wird man von einem 4qm Schirm durchs Wasser gezogen, bis der Pfiff der Lehrers kommt und man mit Schirm über sich wieder zurück läuft. Extrem geil, macht Riesen Spaß, das Wasser ist 28 Grad, die Luft 38 und du kannst die ganze Zeit stehen. Aber anstrengend ist es schon, nach zwei „Drags“ wird dann der Schirm übergeben und man kann ein paar Minuten Luft schnappen. Nach fast drei Stunden im Wasser war dann genug und alles (Kite, Leinen, Gurtzeug, Pilot) kommt kurz unter die Süßwasserdusche. Alle sind Happy und etwas fertig, noch ein wenig Theorie und dann Verabredung für den nächsten Tag.

Kleine Fahrt auf dem Board

Am nächsten Tag haben wir dann größere Kites bekommen und nochmal den Bodydrag gemacht. Jetzt aber mit einem Arm als Finne im Wasser und den anderen an der Bar damit übt wie man gegen den Wind wieder zum Board zurückkommt.Dann noch ein paar Vorübungen zum Aufstehen aufs Board und Mittagspause. Während der Mittagspause habe ich dann festgestellt, dass alle Schüler 10-15 Jahre jünger sind als ich sind und es nur wenige Leute in meinem Alter gibt die „noch“ fahren. Nach der Pause ging es dann ans Board, das war der schwierigste Teil der ganzen Geschichte. Man muss sich im Wasser richtig positionieren und dann den Schirm in einer Sinus-Kurve in die Richtung bringen, wohin man will. Dann aktiv auf das Board steigen und den Schirm richtig fliegen und nicht vom Board fallen. So viel Wasser habe ich in meinem Leben noch nicht geschluckt. Aber nach einigen Versuchen hat man es schon hingekommen und ist 30-50m auf dem Wasser gerauscht. Dann wieder zurück laufen mit dem Schirm über Dir und dem Board in der Hand. Die gleichen Startübungen haben wir am Abschlusstag auch nochmal gemacht. Leider kam ich nur zwei mal dran, da Gregor, mit dem ich mir Schirm und Board teilte, eine Notauslösung hatte und dann auf einen anderen Schirm gewechselt ist, der sich dann als vertrimmt rausstellte. Zum Abschluss gab es dann noch Theroie mit Prüfung, die aber Pipifax war, wenn man nur ab und zu dem Reini zugehört hatte. Damit war der 9,5 stündige Kurs abgeschlossen. Also eine Stunde mehr als geplant. Jetzt stellte sich die Frage wie man weitermacht. Für die anderen Schüler aus meiner Gruppe stellte sich die Frage nicht, da sie eigentlich nur wegen des Kitens nach El Gouna gekommen waren.

Geht doch…ab Richtung Sinai

Für mich stellten sich aber schon einige Fragen: Wieviele Tage brauche ich noch um richtig fahren zu können? Ich denke mal eine Woche, da sind 240 Euro Materialmiete ohne Betreuung. So viel Zeit wollte ich aber nicht noch investieren, da das ein gemeinsamer Urlaub mit Tanja war und ich sie dann insgesamt 10 Tage im Urlaub nur am Abend sehen würde. Wenn ich nur zwei Tage dranhängen würde, bringt das überhaupt was? Aber die wichtigste Frage ist: würde ich den Sport überhaupt weiter machen wollen? In Deutschland kann man das nur an der Nordsee -kein Bock zu kalt- oder an ein paar Seen in Süddeutschland machen.Und sonst in Europa? So weit ich das verstanden habe, gibt es da bei weiten nicht so viele „Spots“ wie Startplätze fürs Gleitschirmfliegen. Die Kostenfrage ist natürlich auch nicht zu unterschätzen, man braucht zwei besser drei verschieden große Schirme, bei einem Preis von 1200-1800 Euro kann das ganz schön ins Geld gehen.
Fazit
Eine geile Abwechslung an einem Urlaubsort, wo es die Möglichkeiten und die Bedingungen zum Kiten gibt. Wenn ich nicht fliegen würde, könnte ich mir vorstellen dran zu bleiben. Aber als Rheinländer ist ist das Kosten/Nutzen-Verhältnis für das GS-Fliegen schon nicht so toll, beim Kiten wäre es noch schlechter und nur auf Urlaube beschränkt…..und wirklich…fliegen ist ruhiger, entspannter und geiler 🙂 Ausserdem konnte man vor Ort auch andere lustige Sachen machen. Siehe unten:

Jassir-Arrafat-Gedächnis-Quad-Tour durch die Wüste